MIT VOLLEM ELAN GASTELTERN
haben sich voll und ganz darauf
eingelassen. Und so kam ein sehr
freundlicher, höflicher, vielleicht am
Anfang etwas schüchterner und in
sich gekehrter junger Mann in das
Haus der Vogels. "Kritische Situationen
gab es in all der Zeit keine
einzige “, resümiert Pia Vogel. Für
sein Alter erwies sich Philipp als sehr
selbständig und zielorientiert. Und
so fuhr er gleich mit der U-Bahn ins
Training und in seine neue Schule, die
Bertolt-Brecht-Schule in Langwasser.
Lagen die Zeiten sehr ungünstig,
stieg auch mal Pia oder ihr Mann ins
Auto, um Philpp abzuholen oder zur
Eishalle zu bringen. Schule, Training
und Spiele bestimmten den Alltag
des 15-Jährigen und damit auch ein
wenig das Leben des berufstätigen
Paars. Freizeit gab es nicht viel. Wenn
unter der Woche mal Zeit war, dann
versuchten sie ihm das ein oder andere
in der Stadt zu zeigen und gaben
ihm die Möglichkeit auch die weitere
Familie Vogel kennenzulernen. Und
natürlich verbrachte Philipp auch
gern seine Zeit an der Playstation
mit seinen Freunden im Fernduell.
In den Ferien oder am Wochenende
fuhr er nach Hause oder seine Eltern
und Geschwister oder die Großeltern
kamen zu Besuch – und waren bei
Domizil in seiner Wahlheimat. Und
gleich am Abend holten die beiden
Günter ab, der mit einem Fanbus von
einem Auswärtsspiel der Nürnberg
Ice Tigers zurückkam. Dort angekommen,
begrüßten alle den neuen EHC
80-Spieler und nahmen ihn gleich mal
in "die neue Club-Familie“ auf.
Zuvor hatten die Vogels mit seinen
Eltern einige grundlegende Dinge abgeklärt:
Was darf der Junge und was
nicht? Was mag er und was nicht. "Wir
haben alles auf Null heruntergefahren
und gemeinsam neu angefangen,
das Zusammenleben zu entwickeln“,
so Pia Vogel. Auf sie und ihren Mann
kamen ganz neue Herausforderungen
zu: Schule, Lernen, die manchmal
sehr späten Essenszeiten aufgrund
der Trainingszeiten oder sehr frühen
Frühstückszeiten bei Auswärtsspielen
am Sonntagvormittag (!), überhaupt
die Ernährung für einen Leistungssportler
im Wachstum – was braucht
er wann? Was sind die Bedürfnisse
eines 15-Jährigen? Um sich auf dieses
Abenteuer einzulassen, bedarf es
Neugierde, Toleranz und Akzeptanz.
"Und wir wollten nie Eltern sein oder
ihn erziehen, aber wir hatten schon
Spielregeln, die wir alle einhalten
wollten.“ Für alle war die Situation
ein extremes Neuland – und alle
Vogels gern gesehene Gäste. Natürlich
haben Pia und Günter sich auch
so viele Spiele wie möglich von ihrem
"Gastsohn“ angesehen.
Philipp, mittlerweile 17 Jahre alt, ist
ehrgeizig, zielstrebig und kämpft darum,
Profi zu werden. Dafür arbeitet
er viel und hart, so Pia Vogel, und
deshalb hat er sich auch entschieden
nach Abschluss dieses Schuljahrs mit
der Mittleren Reife in der Tasche nach
Augsburg weiterzuziehen. Dort zieht
er in ein Sportinternat und geht auf
die FOS. Pia hofft, dass sie den Weg
von Philipp auch weiterverfolgen
wird und der Kontakt nicht abreißt.
Das Abenteuer mit dem "Gastsohn“
sei auf jeden Fall gelungen, sagt sie
und sie würde es wieder machen. Ihr
Mann und sie überlegen schon, ob sie
wieder einen Jugendlichen aufnehmen
– sie wissen, es wird kein zweiter
Philipp sein, aber sie sind sicher,
es wird wieder eine neue spannende
und lohnende Erfahrung.
Jubiläumschronik erscheint bald
Dieser Text ist Teil einer umfangreichen
Jubiläumschronik anlässlich des
40. Geburtstags des EHC 80 Nürnberg.
Das Heft erscheint voraussichtlich
Anfang bis Mitte November.