PATRICK REIMER IM INTERVIEW
reitung mal als „Honeymoon“, also
als Flitterwochen bezeichnet. Jeder
liebt jeden und alle sind positiv.
Siehst du das genauso?
Ja, durchaus. Natürlich nimmt sich
in der Vorbereitung erst mal jeder
zurück und versucht positiv zu sein.
Manchmal sind kleine Streitereien
aber auch genau die Momente, die
man braucht, um weiterzukommen.
Wenn es schon in der Vorbereitung
passiert, ist der Effekt vielleicht
schon früher da.
War die vergangene Saison dann der
schwierigste Honeymoon mit der
quasi nicht vorhandenen Vorbereitung?
Ja, das war nicht wirklich ein Honeymoon.
Das war einfach nur bescheiden.
Man konnte einfach außerhalb
der Halle nichts gemeinsam machen.
Man durfte sich ja nicht einmal im
privaten Rahmen treffen, weil die Bestimmungen
noch so streng waren.
Das Soziale in der Mannschaft hat
darunter schon extrem gelitten.
Rob Wilson sagt immer, dass du so
ein wichtiges Bindeglied zwischen
Deutschen und Importspielern bist.
Wie definierst du das?
Ich gar nicht, weil es für mich keinen
Unterschied macht. Entweder ein
Spieler ist ein guter Typ oder jemand,
mit dem ich nicht so gut kann. Für
mich wird einfach jeder gleich behandelt.
Natürlich haben junge Spieler
gewisse Aufgaben, die erfüllt werden
müssen. Das ist die Schule, durch die
wir alle gegangen sind.
Unabhängig davon, ob die 18.
Saison deine letzte wird, ist das für
dich eine Spielzeit der Jubiläen: Das
500. Spiel für die Ice Tigers, das
1.000 DEL-Spiel Daniel Kreutzers
Rekord als Top-Scorer der Liga-Geschichte.
Sind das Meilensteine, von
denen du als junger Spieler überhaupt
zu träumen gewagt hättest?
Wer darüber nachdenkt, hat entweder
ein Problem oder lebt fernab der
Realität. Das ist ja eine Entwicklung.
Man startet in keine Karriere und will
am Ende Top-Scorer sein. Man hat
als kleines Kind den Traum, Profi zu
werden. Natürlich träumt man von
Titeln, von persönlichen Statistiken
aber eher nicht. Es sind für mich auch
unfassbare Meilensteine, wenn ich
zurückschaue und mir vor Augen
führe, was das eigentlich bedeutet,
wenn man eine gewisse Anzahl an
Scorerpunkten oder absolvierten
Spielen hat.
Als du bei 299 Toren warst, hattest
du aber schon im Kopf, dass das
nächste Tor das 300. sein würde.
Und das war dann auch noch eines
der vielleicht hässlichsten, die du je
gemacht hast.
Das war doch wunderschön von
hinter dem Tor! Ja, man hatte das
schon im Hinterkopf, weil das Duell
mit Michi Wolf von der Presse viel
thematisiert wurde. Ich war froh, als
ich es geschossen hatte, weil das
Thema damit beendet war. Mir war ja
schon bewusst, dass wahrscheinlich
noch das ein oder andere Tor hinzukommen
würde.
Daniel Kreutzer war Top-Scorer der
DEG in deinem ersten Jahr, jetzt
kannst du ihn vom Thron stoßen.
Hast du dir schon etwas überlegt,
wie du dich bei ihm entschuldigst?
(lacht) Ich weiß nicht, ob ich mich bei
ihm entschuldigen muss. Ich glaube,
der Daniel ist ein Sportsmann und
wird es mir sicherlich gönnen. Für
mich ist es schön, vielleicht einen
alten Bekannten vom Thron zu stoßen,
weil ich weiß, was er in seiner
Karriere geleistet hat. Er war für mich
in damaligen Zeiten auch immer ein
Vorbild.
Du sprichst von Daniel Kreutzer
als Vorbild. Wie hast du als junger
Spieler ein Vorbild definiert?
Ein festes Vorbild gab es nicht. Es
gibt die sportliche Seite und die
menschliche. Meistens waren es
Mitspieler, von denen ich mir Dinge
einfach abgeschaut habe. Die
Arbeitseinstellung von Daniel war
sicherlich immer herauszuheben. Hier
in Nürnberg war es viele Jahre Steven
Reinprecht mit seiner Bodenständig-