GREGOR MACLEOD IM PORTRÄT
Vertrag zwischen NHL und AHL hat,
bekommt er kaum eine Chance, sich
zu beweisen. Zu groß ist der Druck
des Managements, die Spieler mit
NHL-Vertrag zu fördern und ihnen
alle Möglichkeiten zu geben. Gregor
MacLeod hatte so einen Vertrag nicht
und musste sich mit einer Rolle ohne
verantwortungsvolle Einsätze in den
ersten beiden Reihen, im Powerplay
oder im Unterzahlspiel begnügen.
Stefan Ustorf aber erkannte, dass
dieser Spieler mit der Rückennummer
10 deutlich mehr konnte und war
überzeugt davon, dass er im Team
der Nürnberg Ice Tigers eine prominente
Position einnehmen könnte.
„Ich wusste zunächst ehrlich gesagt
gar nicht, dass mich jemand gescoutet
hat“, blickt MacLeod zurück. „Erst
als ich mit meinem Berater über
die Möglichkeit gesprochen habe,
nach Europa zu kommen, hat er mir
erzählt, dass Stefan mich beobachtet
hat. Ich bin sehr glücklich, dass er
mich geholt hat, um mir eine Chance
zu geben. Es ist immer gut, wenn jemand
rüberkommt und vor Ort sieht,
was man kann.“ Kleinigkeiten oder
bestimmte Verhaltensweisen könne
man im Videostudium nur schwer
beurteilen, sagt MacLeod: „Manche
Leute schauen nur auf die Statistiken
und sehen nicht diese kleinen Details
wie smarte Aufbaupässe oder das
Positionsspiel.“
Zur Saison 2016/17 schloss sich der
damals 18-Jährige den Charlottetown
Islanders in der Québec Major
Junior Hockey League (QMJHL) an
und brachte es auf sechs Tore und 25
Assists in 55 Spielen. Während der
folgenden Spielzeit wurde MacLeod
zu den Québec Remparts transferiert
und sammelte 28 Punkte in 30
Hauptrundenspielen. Den endgültigen
Durchbruch schaffte er schließlich
in der Saison 2018/19, als er im
Trikot der Drummondville Voltigeurs
35 Tore und 49 Assists in 60 Spielen
erzielte und in den Playoffs noch einmal
13 Punkte in 16 Spielen folgen
ließ. Diese Ausbeute brachte ihm zur
Saison 2019/20 einen Jahresvertrag
bei den Grand Rapids Griffins ein.
In 22 Spielen sammelte er drei Tore
und drei Assists in der AHL und neun
Tore und zehn Assists in 16 Partien
für die Toledo Waleye in der ECHL. In
der vergangenen, verkürzten AHLSaison
kam MacLeod zu 17 Einsätzen
für Grand Rapids und brachte es
auf zwei Tore und sechs Vorlagen.
Zahlen, die nüchtern betrachtet nicht
nach einem Star in der PENNY DEL
klingen. Umso wichtiger war es, dass
der Sportdirektor der Ice Tigers sich
selbst ein Bild machen wollte.
So kam es, dass MacLeod eine knappe
Woche vor Beginn der Saisonvorbereitung
im Alter von gerade einmal
23 Jahren einen Vertrag in Nürnberg
unterzeichnete. Dass ein Nordamerikaner
so früh den Sprung nach Europa
wagt, ist eher ungewöhnlich. Bei
Gregor MacLeod hat das aber auch
familiäre Gründe, denn sein Vater Jeff
spielte als Verteidiger von 1997 bis
2004 erst 15 Mal für die Kaufbeurer
Adler und anschließend 350 Mal für
die Kassel Huskies.
Sein Sohn Gregor verbrachte also als
Kind schon viel Zeit in Deutschland
und lernte die Kultur früh kennen.
„Es ist natürlich einfacher, wenn
man in Deutschland aufwächst und
das Land kennt. Dass mein Vater in
dieser Saison als Nachwuchstrainer
in Ingolstadt angeheuert hat, war ein
weiterer Grund für den Schritt. Die
DEL ist eine sehr starke Liga und ich
bin sehr glücklich, dass ich hier sein
darf“, sagt Gregor MacLeod.
Der Start in seine Zeit bei den
Nürnberg Ice Tigers verlief dennoch
etwas unglücklich. Nach den ersten
Trainingseinheiten mit seinem neuen
Team wurde MacLeod von Rückenproblemen
geplagt, die ihn praktisch
die komplette Saisonvorbereitung
verpassen ließen. „Es ist natürlich
hart, wenn man in eine Saison
starten will, sich sofort verletzt und
eineinhalb Monate Eishockey verpasst.
Mittlerweile fühle ich mich
aber super und arbeite im Kraftraum
hart daran, meinen Rücken so gesund
wie möglich zu halten“, erzählt der
Linksschütze.
Spätestens seit der Pause im November
gehört Gregor MacLeod in
nahezu jedem Spiel zu den besten
Akteuren im Trikot der Ice Tigers. In
den zehn Spielen vom 24. November
bis zum 23. Dezember erzielte er fünf
Tore und acht Vorlagen.
Zusammen mit Daniel Schmölz und
GUT ZU WISSEN
Gregor MacLeod hat durch die Spielerkarriere
seines Vaters Jeff als kleiner
Junge viel Zeit in Deutschland verbracht
und versteht die deutsche Sprache daher
auch recht ordentlich. Sprechen traut er
sich allerdings (noch) nicht. Aber dafür
hat er ja jetzt noch ein Jahr Zeit.