JULIUS KARRER IM INTERVIEW
Julius, hast du deine beiden Tore
aus dem Heimspiel gegen Iserlohn
schon verkraftet?
Was heißt verkraftet. Ich glaube, es
ist alles ein bisschen schnell und
unerwartet passiert. Ich war nie
der Spieler, der viele Tore schießt,
weder hier noch die letzten Jahre in
der Jugend. Ich freue mich natürlich,
wenn ich dadurch der Mannschaft
helfen kann, und für mich ist es auch
ein schöner Meilenstein, das erste
Profitor zu schießen und dann noch
ein schönes zweites Tor. Das nehme
ich gerne mit. Das schöne zweite Tor
ist wahrscheinlich das, an das man
gerne zurückdenkt. Das erste ist ein
bisschen zufällig passiert. Das ist
zwar egal, man nimmt es natürlich
trotzdem gerne mit, aber das zweite
war schon schöner. Mir geht es so,
wenn ich im Sport einen Erfolg habe,
denke ich daran immer gerne zurück.
Das ist für jemanden, der am Anfang
seiner Karriere steht, sicherlich nicht
anders.
Spielst du das in Gedanken noch mal
durch, was da genau passiert ist?
Ein bisschen. Wir machen nach dem
Spiel immer eine Videoauswertung
mit dem Co-Trainer, da sieht man
dann noch mal die Tore und bekommt
auch das ein oder andere Lob. Aber
die Saison ist noch nicht vorbei, es
geht weiter und ich will natürlich
noch ein paar mehr Tore schießen
oder Vorlagen machen. Das erste
Tor war schon ein bisschen glücklich,
aber alle Scheiben, die man zu Tor
bringt, kreieren Chancen. Dieses Mal
hatte ich eben Glück. Das Glück der
Tüchtigen, denn wir haben als Mannschaft
die letzten Spiele hart gearbeitet
und viele Chancen herausgespielt,
uns aber nicht mit mehr als zwei oder
drei Toren belohnt. Ich bin mir sicher,
dass ich später gerne auf das Spiel
zurückblicken werde, vor allem auf
mein zweites Tor.
Eigentlich warst du für diese Saison
ja in Bayreuth eingeplant und bist
dann auf einmal in Nürnberg aufgetaucht
und hiergeblieben. Man
könnte sagen, du hast deine Chance
genutzt. Was ist denn in diesem
langen Sommer mit dir passiert? Du
hast zuletzt dritte und zweite Liga
gespielt. Jetzt spielst du hier, als
hättest du nie in einer anderen Liga
als der PENNY DEL gespielt.
Das ist eine gute Frage. Ich glaube, es
war einfach viel harte Arbeit. Die Saison
in Weißwasser war relativ früh
vorbei, Anfang, Mitte März. Danach
bin ich zurück nach Berlin und habe
mit der freien Zeit zum Glück etwas
Sinnvolles angestellt und jeden Tag
trainiert, Läufe und Krafttraining. Ich
habe mich mit ein oder zwei anderen
Mitspielern getroffen und mit
ihnen Workouts gemacht. Ich habe
versucht, die Zeit so zu nutzen, wie
man sie nutzen konnte. Als dann
im Sommer die Pläne aus Nürnberg
kamen und wir auch die Möglichkeit
bekommen haben, den Kraftraum
zu nutzen, habe ich weitergemacht
und gebüffelt, gebüffelt, gebüffelt.
Das konnte ich zum Glück aufs Eis
bringen und habe in Bayreuth gut
gespielt. Die Chance hier habe ich mit
ein bisschen Glück bekommen, auch
wenn man natürlich keinem Spieler
wünscht, dass er sich verletzt. Doch
so rutschen junge Spieler in die Aufstellung
und jetzt versuche ich, so
weiterzumachen und an die Leistung
anzuknüpfen.
Das Off-Ice-Training ist ja das
eine, das Verhalten auf dem Eis
das andere. Warst du schon immer
ein Spieler, der sehr ruhig war und
seine Entscheidungen ruhig getroffen
hat? Das ist ja das, was viele so
überrascht. Ein Spieler, der in seiner
Rookie-Saison so ruhig auf dem Eis
agiert.
Da gucke ich mir viel von meinen
älteren Mitspielern ab. Auch letztes
Jahr hatte ich schon die Gelegenheit,
mit ein oder zwei älteren, erfahreneren
Spielern zu spielen, die schon in
der DEL oder höher gespielt hatten.
Dazu hatte ich viele 1:1-Videomeetings
mit dem Coach aus Weißwasser,
Corey Neilson, bei denen wir
jedes Spiel durchgegangen sind, wie
es jetzt auch hier der Fall ist. Und wie
gesagt, ich schaue mir die anderen
Jungs und die Spiele bei Magenta
Sport an, um zu sehen, wie die anderen
Jungs das machen und versuche,
mir das ein bisschen abzugucken. So
lerne ich und es freut mich natürlich,
wenn ich von außen so einen guten
Eindruck mache.
Es ist ja etwas, was der neuen
Generation angedichtet wird, nicht
nur im Eishockey, sondern in eigentlich
allen Sportarten, dass Ihr Euch
relativ viel über Video und YouTube
weiterbilden könnt, was früher ja
nicht der Fall war. Da hat man mal
ein Spiel gesehen, das live übertragen
wurde, das war es dann aber
auch. Bist du auch jemand, der so
was macht?
Auf jeden Fall. Ich bin ein total visueller
Typ. Wenn ich meine Fehler
oder Verbesserungsmöglichkeiten
noch mal gezeigt bekomme und dazu
konstruktive Kritik und Lösungsvorschläge,
dann kann ich das für mich
besser aufnehmen und mir mehrmals
anschauen. So weiß ich für mich, was
ich nächstes Mal anders machen
kann, was ich beibehalten kann. Ich
bin ein großer Fan von Videos, das
hat mir extrem weitergeholfen.
Du hast gesagt, du schaust dir auch
bei anderen was ab. Schaust du
dir dann alte Videos von Nicklas
Lidström oder anderen Verteidiger-
Legenden an?
Da bleibe ich eher im deutschen
Bereich. Von der NHL kann man sich