PATRICK REIMER IM INTERVIEW
wir gewinnen müssen. Das sind so
Dinge, über die man vielleicht ab und
zu nachdenkt, aber am Ende des Tages
kann man die Uhr sowieso nicht
zurückdrehen und muss akzeptieren,
wie es gelaufen ist.
Gibt es etwas, was du mit dem
Wissen von heute dem 18-jährigen
Patrick Reimer mit auf den Weg
geben würdest.
(überlegt wieder lange) Vielleicht,
dass man sich bewusst sein muss,
den Erfolg in frühen Jahren zu würdigen
und zu genießen, weil es eben
nicht selbstverständlich ist, gewisse
Dinge zu erreichen. Vielleicht würde
sogar der jüngere dem älteren Patrick
Reimer sagen müssen, ‚mach dich
lockerer und glaub dran!‘. Das einzige,
was ich vielleicht sagen würde, wäre:
‚Glaub an dich und wag den Schritt,
nach Nordamerika zu gehen.‘
Ist es ein natürlicher Prozess, dass
man mit zunehmendem Alter zum
Führungsspieler wird oder gibt es
den Moment, in dem man erkennt,
dass die jüngeren Spieler eine gewisse
Führung brauchen?
Ich glaube, es gibt natürliche Führungsspieler,
die von Haus aus die Art
haben, Dinge anzusprechen, Leuten
zu helfen und für sie da zu sein. Ich
will jetzt nicht sagen, dass ich das
gar nicht mache (lacht), aber das sind
Typen, die von ihrem Charakter her
einfach dafür geboren wurden. Und
dann gibt es Spieler, die in diese Rolle
hineinwachsen, wie es vielleicht bei
mir war. Man lernt aber auch dann
noch jeden Tag von den Mitspielern
und versucht, ein guter Mitspieler
und ein gutes Bindeglied zwischen
Trainern und Mannschaft zu sein.
War das in deinen letzten Jahren in
Düsseldorf auch schon so und dann
trotzdem noch einmal ein Riesensprung
nach deinem Wechsel nach
Nürnberg? In Nürnberg wurdest du
ja beinahe in diese Rolle gedrängt.
Ja, das war in Düsseldorf sicherlich
auch schon so. Im letzten Jahr war
ich dort auch schon Assistenzkapitän
und hatte ein gutes Verhältnis
zu Jeff Tomlinson, der hier im ersten
Jahr auch Trainer war, wenn auch
leider nur relativ kurz. Klar war das
ein Riesensprung, weil nicht nur auf
dem Kapitänsamt, sondern auch auf
meiner Person ein gewisser Druck
und eine gewisse Erwartungshaltung
lasteten. Aufgrund des Winter Games
gab es eine riesige Aufmerksamkeit.
Es war schon viel am Anfang, das
muss ich gestehen. Da hatte ich auch
selbst daran zu knabbern, weil es ein
gewisser Druck von außen war, dem
ich erst mal gerecht werden musste.
Am Ende war es ein schönes Jahr und
eine schöne Erfahrung, diesen Druck
zu bekommen. Es ist ja auch eine
Wertschätzung, wenn man in diese
Rolle gebracht wird.
Sagst du jetzt, dass du dieses eine
Jahr Anlauf in Nürnberg gebraucht
hast nach diesem ganzen Wahnsinn?
Auch mit dem Wechsel in eine
neue Stadt? Die nächste Saison war
mit 33 Toren in der Hauptrunde ja
unglaublich.
Ich glaube, wir hatten allgemein als
Mannschaft noch unsere Schwierigkeiten.
Man hat ja auch erst über
zwei bis drei Jahre diesen wichtigen
Kern der Mannschaft aufgebaut.
Reino kam damals ja auch erst später
dazu und wir haben am Anfang auch
gar nicht zusammengespielt. Im
ersten Jahr gab es große Erwartungen,
nicht nur an mich, sondern ans
gesamte Team. Das erste Jahr war
definitiv da, um reinzufinden und
anzukommen nach der langen Zeit in
Düsseldorf.
Weißt du eigentlich noch, wie Eure
Reihe zusammengekommen ist?
Keine Ahnung, wirklich keine Ahnung.
Ich kann nicht mal sagen, in welcher
Saison das war. Ich glaube, wir haben
unter Tray Tuomie schon zusammengespielt.
Ich weiß nur noch, dass
Reino und ich als Duo unantastbar
waren und Yasin die meiste Zeit
mit dabei war. Ich muss öfter an die
Worte von Reino bei seiner Zeremonie
für die Trikot-Rente denken, als er
gesagt hat, dass das so ein besonderes
Gespann war. In dem Moment
merkt man gar nicht, wie besonders
es eigentlich ist. Dieses blinde Verständnis,
das man auf dem Eis hatte,
vermisse ich schon manchmal.
Ganz anderes Thema: Wie hat sich
dein Leben als Eishockeyspieler verändert,
seit du Vater geworden bist?
Sind die Mittagsschläfchen weniger
geworden?
(lacht) Das auf jeden Fall! Wobei ich
noch gar nicht so viel dazu sagen
kann, weil die letzte Saison so besonders
war und die Familie nicht
dauerhaft vor Ort war. Es wird sich
aber definitiv dahingehend entwickeln,
dass es weniger Mittagsschlaf
gibt und die Nächte unruhiger werden.
Aber das ist schön und hilft mir
auch dabei, öfter mal abzuschalten
und mir nicht zu viele Gedanken zu