INTERVIEW MIT DEM ATHLETIKTRAINER
Und was wird beim Belastungsblock
gemacht?
Das ist die Phase, in der schweres
Krafttraining oder härtere Einheiten
durchgeführt werden können. Das
gilt sowohl fürs Training auf dem Eis
mit längeren Wegen oder neben dem
Eis mit Krafttraining. Unter normalen
Bedingungen besteht eine Woche aus
den drei angesprochenen Blöcken.
Coronabedingt und durch den engen
Spielplan bleibt momentan aber einfach
wenig Zeit für Belastungsblöcke.
Wir sind daher eher in den Bereichen
Regeneration und Tapering unterwegs.
Deshalb ist die Trainingssteuerung
momentan umso wichtiger, oder? Es
geht ja darum, dass einerseits niemand
zu hart trainiert, es andererseits
aber auch niemand zu locker
angehen lässt.
Genau. Die die große Schwierigkeit
ist, hier die Balance zu finden.
Hier helfen uns Pulswerte und der
sogenannte ACWR-Wert, also das
Verhältnis von chronischer zu akuter
Belastung. Das heißt, wie hoch ist
Belastung von einem oder mehreren
Trainingstagen im Vergleich zum
gesamten Monat. Wenn hier die Differenz
zu hoch ist, ist die Gefahr der
Verletzungsanfälligkeit relativ hoch.
Wenn das Verhältnis zwischen 0,8
und 1,3 liegt, sind wir auf einem guten
Weg. Dadurch, dass wir wenig bis
keine Vorbereitung hatten, mussten
wir schnell auf ein hohes Belastungslevel
kommen, damit der Unterschied
zwischen der Trainings- und Spielbelastung
nicht zu hoch ist.
Konntet Ihr die fehlende Vorbereitung
trotzdem nach und nach ein
bisschen ausgleichen? Lässt sich
das nachvollziehen?
Ja, am Anfang hat man schon gemerkt,
dass wir im letzten Drittel
hinterhergehinkt sind. Glücklicherweise
hat sich das ein bisschen
eingependelt, weil ja auch die Spiele
für uns in gewisser Weise einen Trainingseffekt
auf die Ausdauerfähigkeit
haben. So konnte man schon sehen,
dass es besser wurde. Die Zeit, in der
die Spieler im roten Bereich waren,
war am Anfang sehr hoch, weil wir
die Spielbelastung ohne Vorbereitung
nicht gewohnt waren. Aber mittlerweile
sind wir hier stabiler geworden
und können unsere Leistung auch im
letzten Drittel noch einigermaßen gut
abrufen.
Ist die Steuerung der Eiszeiten während
des Spiels ein wichtiges Thema,
um die Spieler, die im letzten
Drittel im roten Bereich sind, etwas
weniger einzusetzen?
In der Drittelpause komme ich immer
runter in die Kabine, schaue mir die
Pulswerte an und gebe den Trainern
eine Empfehlung. Man muss hier
aber auch immer ein bisschen abwägen,
denn es gibt Spieler, die immer
sehr hochpulsig unterwegs sind, die
das aber gewohnt sind. Nach mehreren
Spielen weiß ich nun aber immer,
welcher Spieler sich in welcher Belastungszone
befindet. Letztlich ist
es natürlich immer die Entscheidung
der Trainer, ich gebe hier nur Empfehlungen
ab.
Und wie sieht das nach einem Spiel
aus? Wird das Training hier auch individuell
nach Eiszeit und Belastung
gestaltet?
Mittlerweile hat sich bei uns eine
Routine entwickelt, dass jeder Spieler
noch einmal in den Kraftraum geht.
Auch die älteren Spieler, um die Beine
zu lockern und auf dem Fahrrad das
Laktat rauszufahren. Natürlich hören
die älteren Spieler mehr auf ihren
Körper als die jüngeren. Die jungen
Spieler kann man hier härter rannehmen.
Bei den Spielern mit weniger
Eiszeit empfehle ich ein Post-Game-
Workout, also ein Zusatztraining nach
dem Spiel, um ihnen eine adäquate
und ähnliche Belastung wie den Spielern
mit der meisten Eiszeit zu ermöglichen.
Damit soll die Leistungsfähigkeit
innerhalb der gesamten
Mannschaft ungefähr gleichbleiben.
Eine Faustregel für die Trainingsdauer
ist die Eiszeit des Spielers mit der
meisten Eiszeit abzüglich der Eiszeit
des jeweiligen Spielers. Wenn hier
zehn Minuten rauskommen, lasse ich
diese Zeit beispielsweise in Intervallen
auf dem Fahrrad gehen.
Jetzt wird der Spielplan in den kommenden
Wochen noch enger und
Möglichkeiten zum Training noch
enger. Wie geht Ihr diese Herausforderung
an?
Der Belastungsblock muss wahrscheinlich
wegfallen. Wenn wir
zu den Spielern gegen die andere
Gruppe fahren, liegt der Fokus ganz
klar auf der Regeneration. Ich bin ein
Fan davon, lieber ein bisschen was
zu machen als gar nichts. Das ist
heutzutage allgemein ein Credo im
Bereich Athletiktraining, weil man
dann nicht vor einem Spiel sofort von
0 auf 100 hochfahren müssen. Damit
haben die Muskeln, Sehnen und
Bändern zumindest einen minimalen
Dauerreiz. Wenn wir bei den Auswärtsspielen
morgens nicht aufs
Eis gehen, kann es auch sein, dass
wir stattdessen eine Runde Fußballtennis
spielen, spazieren gehen
oder einen ganz leichten Dauerlauf
machen.
Nehmen wir doch mal das Beispiel
Köln und Düsseldorf mit zwei
Spielen innerhalb von 24 Stunden.
Macht es Sinn, nach der Busfahrt
noch einen kleinen Spaziergang zu
machen?
Ja, absolut. Durch das lange Sitzen
im Bus werden die Muskeln stark
verkürzt. Es würde sich schon lohnen,