TIM FLEISCHER IM INTERVIEW
können. Warum läuft es in Nürnberg
besser als in Iserlohn?
Zunächst einmal muss ich sagen,
dass es als junger Spieler immer
schwer ist, in den ersten Karriere-
Schritten das aufs Eis zu bringen,
was man eigentlich kann. Insbesondere
dann, wenn man nicht die
Rückendeckung und Wertschätzung
vom Trainer hat. Bei mir ist immer
auch vieles Kopfsache. Wenn man
noch nicht so viel Erfahrung hat und
Fehler macht, dann braucht es einen,
der hinter dir steht, der dich verbessern
will und mit dir redet. Ich habe
noch nie so viel mit einem Trainer
geredet wie hier in Nürnberg. Tom
Rowe ist immer direkt, kommuniziert
offen und ich weiß immer genau, wo
ich stehe. Das tut mir richtig gut.
Du stehst bei sechs Toren und acht
Assists, wie zufrieden bist du mit
deiner bisherigen Saison?
Ich bin sehr zufrieden. Auch punktetechnisch
ist es jetzt etwas ganz
anders. Ich trete im Training ganz
anders auf, habe in der Mannschaft
eine Rolle zugewiesen bekommen,
darf im Powerplay spielen, bin mal
in den vorderen Reihen, mal in den
hinteren Reihen gesetzt. Das hat mir
sehr geholfen und gibt mir enorm viel
Selbstvertrauen.
Du wurdest in verschiedenen Rollen
eingesetzt: Center, Winger, sogar
Verteidiger. Woher kommt dieser
Variabilität?
Ich weiß auch nicht so recht. Ich
habe mein Leben lang Mittelstürmer
gespielt, war aber schon immer eher
defensiv ausgerichtet, habe Tore
immer eher aufgelegt, als selbst geschossen.
Als wir im November viele
Ausfälle in der Abwehr hatten, hat
Tom Rowe mit mir geredet. Meine
Stärken sind das Schlittschuhlaufen,
das Tempo und ein schneller Aufbaupass
– das alles brauchst du auch
als Verteidiger. Es hat super geklappt
und hat echt viel Spaß gemacht. Ich
konnte mehr und mehr Erfahrungen
sammeln, wusste, wo ich mich
positionieren muss und habe mich
verbessert.
Hast du früher schon einmal Verteidiger
gespielt?
Vielleicht ganz früher mal in der
Jugend oder beim Inline-Hockey. Dort
aber nur aus der Not heraus oder
zum Spaß, um auch das mal ausprobiert
zu haben. Mein Vater sagt mir
aber schon seit Jahren, dass ich auch
ein guter Verteidiger wäre, weil ich
einen nicht ganz so stark ausgeprägten
Torriecher habe.
Du bist in Iserlohn geboren. Wie
bist zu überhaupt zum Eishockey
gekommen?
Über meinen Bruder. Er ist drei Jahre
älter und ich wollte natürlich das
machen, was er gemacht hat. Er war
begeistert von den Torhüter-Masken,
die haben cool ausgesehen. Ich habe
mich schon immer im Feld wohler
gefühlt. Also stand ich schon mit drei,
vier Jahren auf Schlittschuhen.
Hast du damals also schon immer
mit deinem Bruder üben können?
Das Problem war, dass er privat gar
keine Lust hatte, ins Tor zu gehen.
Er hat deshalb auf der Straße auch
immer im Feld gespielt. Torhüter sind
schon ein ganz eigener Schlag.
Eishockeyspieler sind ja bekanntlich
sehr abergläubisch. Hast du vor dem
Spiel Rituale?
Ich mache mir schon sehr viele
Gedanken über die Ernährung und
achte ein, zwei Tage vor dem Spiel
immer ganz genau darauf, was ich
esse, damit ich Energie habe. Mein
Pre-Game-Meal ist immer eine
Reis-Bowl mit Salat, dazu Avocado,
Süßkartoffeln oder Granatapfelkerne.
Ich brauche unbedingt auch meinen
Schlaf und lege mich mittags immer
anderthalb Stunden hin, um zur Ruhe
zu kommen und dann total aufs Spiel
fokussiert zu sein.
Warum ist der Seilersee bis heute
ein Eisstadion, in dem keine Gastmannschaft
gerne spielt?
Die Stadt ist ziemlich auf Eishockey
geprägt. Es gibt keinen in der Stadt,
der die Roosters nicht kennt. Jedes
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