TIM FLEISCHER IM INTERVIEW
Heimspiel ist ausverkauft und die
Lautstärke ist enorm. Auf der Bank
versteht man fast gar nichts, das
macht es schwierig, sich zu fokussieren.
In dieser Zeit bist du auch Junioren-
Nationalspieler geworden. Was hat
es dir bedeutet, für Deutschland zu
spielen?
Ich glaube, jeder würde diese Frage
genauso beantworten: Ich war brutal
stolz, für mein Land zu spielen und
mit den besten Spielern meines
Jahrgangs auf dem Eis zu stehen. Ein
Highlight war die U20-WM, wo wir
uns mit Spielern aus Kanada, den
USA und Russland gemessen haben.
Das war ein super Erlebnis. Dieses
Gefühl, auf internationaler Bühne zu
stehen, war etwas ganz Besonders.
Danach bist du für ein Jahr zu den
Jungadlern Mannheim gewechselt.
Warum dorthin?
Letztendlich geht es immer um die
Perspektive, die einem der Verein
bietet. In Iserlohn war es schwierig,
das Team zusammenzuhalten
oder es direkt in die 1. Mannschaft
zu schaffen. Meine Idee war, entweder
direkt nach Nordamerika zu
gehen oder mich einem Standort in
Deutschland anzuschließen, bei dem
die Perspektive besser ist. Salzburg
und Mannheim standen in der engen
Auswahl, es wurde Mannheim, einfach
wegen der Entfernung und weil
ich schon Spieler dort kannte, es hat
also gut gepasst. Bei den Jungadlern
habe ich jeden Tag mit der Hälfte der
Juniorennationalmannschaft trainieren
können, mich also mit richtig
guten Spielern wie Moritz Seider oder
Tim Stützle messen dürfen. Das hat
einen besser gemacht und war der
entscheidende Schritt nach vorne.
Du selbst bis nach 2018 zu den Hamilton
Bulldogs in die OHL gewechselt.
Warum nach Kanada? Warum
in die OHL?
Ich hatte erst überlegt, den College-
Weg zu gehen und das Eishockey mit
einem Studium zu verbinden. Davor
hätte es in die USHL gehen sollen, wo
ich von den Cedar Rapids RoughRiders
gedraftet wurde. Die Lage und
Organisation hatten mir aber nicht
so zugesagt. Genau in dieser Zeit hat
sich Hamilton bei mir gemeldet und
gefragt, ob ich kommen würde, wenn
sie mich draften. Ich hatte mir gesagt:
Das ist es!
Wie war die Umstellung von DNL-
auf OHL-Eishockey?
Die war riesig! Klar ist das Eis kleiner,
aber vor allem war es die Härte, die
Schnelligkeit und das Skill-Level. Dort
haben in jedem Team fünf oder sechs
Spieler gespielt, die schon von einem
NHL-Klub gedraftet worden waren.
Das hat mir geholfen, auch das viele
Training und die guten Gegenspieler.
Ich habe einen großen Schritt nach
vorne gemacht, nicht nur beim Eishockey,
sondern auch als Person.
Wie war das Leben in Kanada?
Es war wirklich ein anderes Leben
als hier in Deutschland. Es hat mir
aber auch sehr gut gefallen. Ich war
bei einer Gastfamilie untergebracht,
habe klasse Menschen kennengelernt
und konnte mein Englisch enorm verbessern.
Es war eine super Erfahrung
und ich bin sehr froh, das gemacht zu
haben.
Nach nur einem Jahr in Nordamerika
ging es zurück nach Deutschland –
warum?
Mitte der Saison kamen Anrufe von
mehreren Teams aus der DEL. Einer
aus Iserlohn. Es war immer mein
Traum, selbst für die Profis zu spielen
und deshalb ein enormer Anreiz.
Es wurde viel über einen Umbruch
geredet, was ein entscheidender
Faktor war. Das Timing war klasse,
ich wollte es versuchen und das erste
Jahr lief gut.
Nach deiner zweiten Saison in Iserlohn
wurde das Roosters-Kapitel
dann aber doch beendet. Warum?
Jeder Trainer sieht in einem Spieler
etwas anderes. Ich glaube, meine
Trainer in Iserlohn haben mich
damals ein bisschen falsch eingeschätzt.
Ich habe anderthalb Jahre
lang Gespräche über meine Rolle
geführt. Die Einschätzungen und
Meinungen gingen auseinander.
Meine Ambitionen waren anders,
ich wollte zu einem Top-6-Stürmer
werden. Dann kam Nürnberg – das
war der Moment.
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