MARCUS WEBER IM PORTRÄT
kommt und viel mehr Geld bietet,
dann muss man auch realistisch sein,
weil man als Profi halt nur diese zehn
bis 15 Jahre spielen kann.“
Mit seiner Treue zu den Ice Tigers
möchte Weber auch etwas zurückzahlen.
Schließlich waren sie es, die
ihm das Vertrauen geschenkt haben.
„Ich war vor vier oder fünf Jahren
nicht der Spieler, der ich jetzt bin.
Deshalb möchte ich das Vertrauen
auch zurückgeben“, sagt er. „Die Fans
sind super, das Stadion ist top und
wir haben immer eine gute Gruppe
in der Kabine. Wir hatten hier nie ein
Problem. Es ist mir auch einfach sehr
wichtig, dass man jeden Tag Spaß an
der Arbeit hat.“
Als Marcus Weber im Sommer 2013
nach Nürnberg kam, war er einer der
jungen Spieler, die jeder Klub irgendwie
unter Vertrag nehmen musste,
ohne durch irgendeine Regelung dazu
gezwungen zu sein. Eine U23-Regel
gab es noch nicht, jeder Spieler
musste sich ausschließlich durch
Leistungen einen Platz in der Mannschaft
erarbeiten. Wegen einiger
Verletzungen seiner Mitspieler kam
Weber direkt auf 45 Einsätze für die
Ice Tigers, obwohl er hauptsächlich
als Förderlizenzspieler eingeplant
war. Ein Jahr später wurde es schon
deutlich schwieriger, nur 19 Hauptrundenspiele
durfte er für die Ice Tigers
absolvieren, 20 für den damaligen
Kooperationspartner in der DEL2,
die Löwen Frankfurt.
Aus dem DEL-Team der Ice Tigers
war er anschließend zwar nicht mehr
wegzudenken, allerdings wurde er in
der Folge aufgrund der Kadertiefe in
der Abwehr und seiner läuferischen
Fähigkeiten auch immer wieder im
Sturm eingesetzt. Es dauerte ein
bisschen, bis er in Nürnberg dann
tatsächlich zur festen Größe in der
Verteidigung wurde. Als Rob Wilson
Cheftrainer der Ice Tigers war, sprach
er immer davon, dass Marcus Weber
kein Offensivverteidiger sei, sondern
zum „deutschen Festerling“ werden
müsse. Ein kompromissloser, harter
Verteidiger also, der Freude an genau
dieser Spielweise findet und nicht auf
eigene Scorerpunkte blickt. „Genau
das hat er mir über zwei Jahre hinweg
auch immer gesagt“, blickt Weber
zurück. „Brett Festerling ist auch
einer der Spieler, von denen ich sehr
viel gelernt habe. Ich habe auf jeden
Fall versucht, mein Spiel einfach zu
halten, defensiv aufzuräumen und
robust zu spielen. Ich denke, man
sieht mittlerweile auch von außen,
dass mir das sehr viel Spaß macht.“
Es ist alles andere als ungewöhnlich,
dass ein Verteidiger ein paar
Jahre mehr braucht als ein Stürmer,
um seine feste Rolle zu finden. Das
hat auch Rob Wilson immer wieder
betont. Er war immer der festen
Überzeugung, dass ein Verteidiger
erst mit ungefähr 28 Jahren am Ende
seiner Entwicklung und auf dem
Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit
angekommen ist. Mittlerweile
ist es jedenfalls naheliegend, vom
besten Marcus Weber aller Zeiten
zu sprechen. Er macht im eigenen
Drittel praktisch keine Fehler, agiert
für seine Gegenspieler extrem unangenehm,
blockt Schüsse, bekommt
viel Eiszeit und mittlerweile auch eine
klare Führungsrolle in der Mannschaft.
Aber sieht er selbst auch den
besten Marcus Weber aller Zeiten?
Natürlich ist das eine Fangfrage, die
er aber souverän beantwortet: „Ich
glaube, dass ich schon unter Kurt
Kleinendorst ganz gut gespielt habe.
Aber ja, ich denke schon, dass ich
ganz gut spiele. Ich versuche einfach,
mein Spiel durchzuziehen und wenige
Fehler zu machen. Als Verteidiger
benötigt man auch einfach mehr
Erfahrung, um Situationen richtig
einschätzen zu können.“
In Nürnberg ist man auf jeden Fall
froh, den besten Marcus Weber aller
Zeiten in seinen Reihen zu wissen.
Und das auch über diese Saison
hinaus, denn ein Jahr hat er noch
Vertrag und wird damit auf jeden Fall
sein 500. DEL-Spiel für die Ice Tigers
bestreiten.